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Was ist Unternehmensbewertung?

Die Unternehmensbewertung ist der Prozess der Bestimmung des ökonomischen Werts eines gesamten Unternehmens oder eines Teils davon. Sie ist ein zentrales Konzept der Unternehmensfinanzierung und wird von Finanzmarktteilnehmern eingesetzt, um den Preis zu ermitteln, den sie für den Erwerb oder die Veräußerung eines Unternehmens oder von Unternehmensanteilen zu zahlen oder zu erhalten bereit sind. Eine genaue Unternehmensbewertung ist entscheidend für strategische Entscheidungen, da sie Einblicke in die Wertschöpfung und die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens bietet.

Geschichte und Ursprung

Die Notwendigkeit der Unternehmensbewertung entwickelte sich parallel zur Komplexität der Wirtschaftsstrukturen und dem Aufkommen formeller Märkte für Unternehmensanteile. Während informelle Bewertungen seit Langem existieren, begann die systematische Unternehmensbewertung in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Wachstum der Industrialisierung. Anfänglich lag der Fokus stark auf den materiellen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten eines Unternehmens, wobei Wirtschaftsprüfer und Aktuare beauftragt wurden, Finanzdokumente zu prüfen und Projektionen zu bewerten. Ein früher Meilenstein war die Einführung von Gesetzen wie dem 1858 in Massachusetts verabschiedeten Gesetz, das eine Bewertung der Reserven von Versicherungsgesellschaften vorschrieb, um deren Deckung sicherzustellen.

Bis in die 19960er-Jahre wurde die Wertermittlung hauptsächlich von Wirtschaftsprüfern und Aktuaren durchgeführt. Die Entwicklung des Internets und des Informationszeitalters führte jedoch zu einer weiteren Spezialisierung und zur Entstehung eigenständiger Unternehmensbewerter. Die Einführung des Discounted-Cashflow-Ansatzes (DCF) um 1960 und seine zunehmende Bedeutung während der Technologieblase im späten 20. Jahrhundert markierten einen Wandel hin zu zukunftsorientierten Bewertungsmethoden. Diese Entwicklung unterstreicht, wie sich die Unternehmensbewertung kontinuierlich an veränderte Marktbedingungen und Informationsverfügbarkeit anpasst.

Wichtige Erkenntnisse5

  • Unternehmensbewertung ist der Prozess der Schätzung des wirtschaftlichen Werts eines Unternehmens oder eines seiner Teile.
  • Sie ist für verschiedene Zwecke unerlässlich, darunter Fusionen und Übernahmen, Kapitalbeschaffung, Nachfolgeplanung und Rechtsstreitigkeiten.
  • Gängige Bewertungsansätze umfassen den Ertragswertansatz, den Marktansatz und den Substanzwertansatz.
  • Die Genauigkeit der Unternehmensbewertung hängt stark von der Qualität der verwendeten Daten und den getroffenen Annahmen ab.
  • Eine ganzheitliche Bewertung berücksichtigt sowohl finanzielle als auch nicht-finanzielle Faktoren, wie immaterielle Vermögenswerte und Markttrends.

Formel und Berechnung

Die Unternehmensbewertung ist keine einzelne Formel, sondern ein Oberbegriff für verschiedene Ansätze, die jeweils unterschiedliche Formeln und Berechnungsmethoden verwenden. Eine der am weitesten verbreiteten Methoden ist der Diskontierter Cashflow (DCF)-Ansatz.

Die grundlegende Idee des DCF-Ansatzes ist die Summe der Gegenwartswerte zukünftiger Free Cash Flows (FCF) zuzüglich des Gegenwartswerts des Endwerts (Terminal Value, TV).

Unternehmenswert=t=1nFCFt(1+WACC)t+TV(1+WACC)n\text{Unternehmenswert} = \sum_{t=1}^{n} \frac{\text{FCF}_t}{(1 + \text{WACC})^t} + \frac{\text{TV}}{(1 + \text{WACC})^n}

Dabei gilt:

  • (\text{FCF}_t): Der freie Cashflow im Jahr (t).
  • (\text{WACC}): Die Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital), die als Diskontierungsfaktor verwendet werden.
  • (n): Die Anzahl der Jahre der expliziten Prognoseperiode.
  • (\text{TV}): Der Endwert des Unternehmens am Ende der Prognoseperiode, oft berechnet mit der Gordon-Growth-Formel: TV=FCFn+1WACCg\text{TV} = \frac{\text{FCF}_{n+1}}{\text{WACC} - g} wobei (g) die erwartete konstante Wachstumsrate des Cashflows nach der expliziten Prognoseperiode ist.

Andere Methoden wie der Multiplikatorenverfahren basieren auf der Verwendung von Multiplikatoren (z.B. Kurs-Gewinn-Verhältnis, Unternehmenswert/EBITDA), die von vergleichbaren Unternehmen abgeleitet werden.

Interpretation der Unternehmensbewertung

Die Interpretation einer Unternehmensbewertung erfordert ein tiefes Verständnis der zugrundeliegenden Annahmen und der angewandten Methode. Eine hohe Bewertung impliziert typischerweise starke zukünftige Cashflows, ein geringes Risiko oder beides. Eine niedrige Bewertung kann auf hohe Risiken, geringe Wachstumserwartungen oder ineffiziente Abläufe hinweisen.

Bei der Analyse einer Bewertung ist es wichtig, den Zweck der Bewertung zu berücksichtigen. Eine Bewertung für eine Akquisition mag beispielsweise anders interpretiert werden als eine Bewertung für interne strategische Entscheidungen. Der Wert eines Unternehmens ist nicht statisch; er ändert sich mit Marktbedingungen, wirtschaftlichen Aussichten und der operativen Leistung. Daher ist eine kontinuierliche Finanzanalyse unerlässlich. Die Marktkapitalisierung eines börsennotierten Unternehmens gibt einen Hinweis auf den Wert, den der Markt ihm zumisst, spiegelt aber nicht immer den intrinsischen Wert wider, der durch eine detaillierte Unternehmensbewertung ermittelt wird.

Hypothetisches Beispiel

Stellen Sie sich vor, ein kleines Softwareunternehmen, "TechSolutions GmbH", erwägt den Verkauf an ein größeres Technologieunternehmen. Um einen fairen Verkaufspreis zu bestimmen, wird eine Unternehmensbewertung durchgeführt.

  1. Prognose der Cashflows: Finanzanalysten prognostizieren, dass TechSolutions in den nächsten fünf Jahren folgende Free Cashflows generieren wird:
    • Jahr 1: 1.000.000 €
    • Jahr 2: 1.200.000 €
    • Jahr 3: 1.450.000 €
    • Jahr 4: 1.700.000 €
    • Jahr 5: 2.000.000 €
  2. Bestimmung des WACC: Basierend auf der Risikoprofil von TechSolutions und den aktuellen Marktzinsen wird ein gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz (WACC) von 10% ermittelt.
  3. Berechnung des Endwerts (Terminal Value): Es wird angenommen, dass TechSolutions nach Jahr 5 mit einer konstanten Rate von 3% pro Jahr wachsen wird.
    • FCF im Jahr 6 = 2.000.000 € * (1 + 0,03) = 2.060.000 €
    • TV = (\frac{2.060.000}{0,10 - 0,03} = \frac{2.060.000}{0,07} \approx 29.428.571 €)
  4. Berechnung der Gegenwartswerte:
    • PV(FCF1) = (\frac{1.000.000}{(1 + 0,10)^1} = 909.090,91 €)
    • PV(FCF2) = (\frac{1.200.000}{(1 + 0,10)^2} = 991.735,54 €)
    • PV(FCF3) = (\frac{1.450.000}{(1 + 0,10)^3} = 1.089.479,06 €)
    • PV(FCF4) = (\frac{1.700.000}{(1 + 0,10)^4} = 1.160.045,46 €)
    • PV(FCF5) = (\frac{2.000.000}{(1 + 0,10)^5} = 1.241.842,65 €)
    • PV(TV) = (\frac{29.428.571}{(1 + 0,10)^5} = 18.272.937,20 €)
  5. Gesamtwert:
    • Summe der Gegenwartswerte der FCFs = (909.090,91 + 991.735,54 + 1.089.479,06 + 1.160.045,46 + 1.241.842,65 = 5.392.193,62 €)
    • Geschätzter Unternehmenswert = (5.392.193,62 + 18.272.937,20 \approx 23.665.130,82 €)

Auf Basis dieses DCF-Modells könnte TechSolutions GmbH einen Unternehmenswert von rund 23,67 Millionen Euro haben. Diese Zahl dient als Ausgangspunkt für Verhandlungen und weitere Due Diligence-Prüfungen.

Praktische Anwendungen

Unternehmensbewertungen finden in einer Vielzahl von finanziellen und geschäftlichen Kontexten Anwendung:

  • Fusionen und Übernahmen (M&A): Bei Fusionen und Übernahmen ist die Unternehmensbewertung entscheidend für Käufer und Verkäufer, um einen fairen Transaktionspreis zu ermitteln. Die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) fordert beispielsweise umfangreiche Offenlegungen bei M&A-Transaktionen, die häufig Bewertungen zur Bestimmung eines fairen Preises umfassen.
  • Kapitalbeschaffung: Unternehmen, die Kapital von Investoren (z.B. Venture Capital, Private4 Equity) aufnehmen möchten, benötigen eine Bewertung, um den Wert ihrer Anteile zu bestimmen und die Bedingungen für Investitionen festzulegen.
  • Finanzberichterstattung und Compliance: Für Bilanzierungszwecke, insbesondere bei der Fair-Value-Bilanzierung von Intangible Assets oder bei Impairment-Tests nach Rechnungslegungsstandards wie IFRS, sind Unternehmensbewertungen unerlässlich.
  • Steuerliche Zwecke: Bewertungen sind häufig für Erbschaftssteuer, Schenkungssteuer oder die Übertragung von Anteilen in Familienunternehmen erforderlich.
  • Rechtsstreitigkeiten: Bei Gesellschafterstreitigkeiten, Scheidungsverfahren oder anderen rechtlichen Auseinandersetzungen kann eine unabhängige Unternehmensbewertung zur Bestimmung des Werts eines Geschäftsanteils erforderlich sein.
  • Strategische Planung: Intern nutzen Unternehmen Bewertungen, um Werttreiber zu identifizieren, die Leistung von Geschäftseinheiten zu beurteilen und strategische Entscheidungen über Investitionen oder Deinvestitionen zu treffen. Beratungsunternehmen wie PwC bieten spezialisierte Dienste zur Corporate Valuations - PwC an, die über die bloße Wertermittlung hinausgehen und Strategien zur Wertsteigerung umfassen.

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz ihrer weitreichenden Anwendung ist die Unternehmensbewertung nicht o3hne Einschränkungen und Kritikpunkte:

  • Subjektivität und Annahmen: Jede Bewertungsmethode, insbesondere der Discounted-Cashflow-Ansatz, basiert auf einer Vielzahl von Annahmen über die Zukunft (z.B. Wachstumsraten, Diskontierungssätze, Margen). Geringfügige Änderungen dieser Annahmen können zu erheblichen Abweichungen im Ergebnis führen.
  • Informationsasymmetrie: Insbesondere bei nicht börsennotierten Unternehmen oder Start-ups kann der Zugang zu verlässlichen, historischen Finanzdaten und fundierten Prognosen begrenzt sein. Dies erschwert eine genaue Bewertung und erhöht das Risikomanagement.
  • Verzerrungen und Interessenkonflikte: Bewerter können, bewusst oder unbewusst, von den Erwartungen ihrer Auftraggeber beeinflusst werden. Eine Studie weist darauf hin, dass selbst hoch angesehene Bewertungsexperten, die die gleichen Bewertungsgrundsätze anwenden, Meinungen generieren können, die sich erheblich voneinander unterscheiden, was auf das Potenzial kognitiver Verzerrungen hindeutet.
  • Volatilität und Marktineffizienzen: Externe Faktoren wie Wirtschaftsabschwünge, Branchenveränderungen oder plötzliche p2olitische Ereignisse können den Wert eines Unternehmens schnell und unvorhersehbar beeinflussen, was die Gültigkeit statischer Bewertungen einschränkt.
  • Vernachlässigung immaterieller Werte: Während moderne Bewertungsmethoden versuchen, immaterielle Vermögenswerte wie Markenwert, Patente oder Humankapital zu berücksichtigen, bleibt deren Quantifizierung eine Herausforderung und kann zu einer Unterschätzung des wahren Unternehmenswerts führen.

Unternehmensbewertung vs. Finanzanalyse

Obwohl die Begriffe Unternehmensbewertung und Finanzanalyse oft im gleichen Kontext verwendet werden, sind sie unterschiedliche Konzepte mit unterschiedlichen Zielen.

Die Finanzanalyse ist ein breiterer Prozess, der die Untersuchung der finanziellen Leistungsfähigkeit eines Unternehmens mithilfe von Finanzberichten wie der Bilanz, der Gewinn-und-Verlust-Rechnung und der Cashflow-Rechnung umfasst. Ihr Hauptziel ist es, die vergangene und aktuelle finanzielle Gesundheit, Rentabilität und Effizienz eines Unternehmens zu beurteilen. Finanzanalysten verwenden Kennzahlen und Trendanalysen, um Stärken, Schwächen und Risiken zu identifizieren. Sie bietet die Grundlage und die Daten für die Unternehmensbewertung, ist aber keine Wertbestimmung an sich.

Die Unternehmensbewertung hingegen ist der spezifische Akt der Schätzung des monetären Werts eines Unternehmens oder seiner Vermögenswerte. Sie nutzt die Erkenntnisse aus der Finanzanalyse als Input, geht aber darüber hinaus, indem sie diese Daten in ein umfassendes Wertmodell integriert, um eine explizite Wertermittlung vorzunehmen. Während die Finanzanalyse auf "Was ist passiert?" und "Wie steht das Unternehmen da?" antwortet, beantwortet die Unternehmensbewertung die Frage "Was ist das Unternehmen wert?".

FAQs

Warum ist eine Unternehmensbewertung wichtig?

Eine Unternehmensbewertung ist aus vielen Gründen wichtig, z.B. für den Kauf oder Verkauf eines Unternehmens, die Kapitalbeschaffung, die Einhaltung von Bilanzierungsstandards, die Steuerplanung und die Lösung von Gesellschafterstreitigkeiten. Sie hilft allen Beteiligten, fundierte Entscheidungen auf der Grundlage eines geschätzten Werts zu treffen.

Welche sind die gängigsten Ansätze der Unternehmensbewertung?

Die drei gängigsten Ansätze sind der Ertragswertansatz (z.B. Diskontierter Cashflow), der Marktansatz (Multiplikatorenverfahren) und der Substanzwertansatz. Jeder Ansatz hat seine Stärken und Schwächen und ist für unterschiedliche Unternehmensarten und Bewertungszwecke geeignet.

Können zwei Bewertungen desselben Unternehmens zu unterschiedlichen Ergebnissen führen?

Ja, es ist sehr häufig, dass verschiedene Bewertungen desselben Unternehmens zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Dies liegt an den unterschiedlichen Annahmen, die verwendet werden können (z.B. Wachstumsraten, Kapitalkosten), der Wahl der Bewertungsmethode und der Subjektivität bei der Interpretation von Daten.

Wann sollte eine Unternehmensbewertung durchgeführt werden?

Eine Unternehmensbewertung sollte bei wichtigen Lebensereignissen eines Unternehmens durchgeführt werden, wie z.B. bei einem geplanten Verkauf oder Kauf, bei der Aufnahme neuer Investoren, bei Erbschafts- oder Schenkungsfällen, bei der Trennung von Partnern oder bei der strategischen Planung von größeren Investitionen.

Was ist ein "Fair Value" in der Unternehmensbewertung?

Der "Fair Value" (beizulegender Zeitwert) ist der Preis, der erzielt würde, um einen Vermögenswert in einer ordentlichen Transaktion zwischen Marktteilnehmern am Bemessungsstichtag zu verkaufen, oder der Preis, der gezahlt würde, um eine Schuld zu übertragen. Er ist ein marktbasiertes Maß und wird in Rechnungslegungsstandards wie IFRS 13 definiert.1